#1

Sitzplätze am Tresen

in Bar 08.06.2017 17:34
von Lucille Darabont • 75 Beiträge

[ Einstiegspost nach dem dreitägigen Zeitsprung ]

Knappe drei Tage, nur drei wenige Tage ist es her, zweiundsiebzig Stunden waren verstrichen, nicht mehr und nicht weniger, vor zwei Nächten nur wurde mein gesamtes Gemüt aufgebraust, in kontinuierliche Konfusion gelockt, aus der es schier kein Entkommen mehr gab, wenn auch es bloß meine eigenen Gedanken waren, welche die hohen Mauern in mir selbst errichteten, welche mir jede Fluchtmöglichkeit vor mir selbst nahmen, wenn es lediglich die gerechte Schuldzuweisung an meine Person selbst war, die mich das emotionale Chaos meiner verbitterten, zersplitterten Seele mit einer enormen Wucht fühlen ließ, von der ich stets zu träumen gehofft hatte.
Der Abend im Grill, welcher nicht alleinig die Begegnung mit dem Pseudo-Vampirjäger Alexander Lightwood inkludierte, sondern auch den Besuch des Teufels, welcher mir zu meinem Pech verwehrt blieb, hätte ohne das rettende Klingeln, ausgehend vom Handy des Südländers, in einem tiefroten Blutbad enden können – entweder er oder ich, irgendeiner von uns hätte den ironischen Tod durch einen Pfahl erfahren sollen, durch einen Holzpflock, der dazu bestimmt war, einem blutsaugendem Vampir sein scheinbar unendliches Leben zu rauben und nicht dazu, einen anderen Menschen dem Tod zu segnen.
Das Bild von jenem Gefecht hing mir noch immer vor Augen, auch, wenn das Ereignis bereits beinahe eine halbe Woche zurücklag, konnte ich mich darin zurückhineinversetzen, als würde es gerade erst passieren; seine braunen Augen, in denen nichts als Flammen einer entschlossenen Wut lodern, das Feuer aus Leidenschaft für die blondgelockte Vampirin, mir fest entgegenblickend, während die meinen mit ihrem kräftigen Grün wohl kaum besser den giftspritzenden Hass ausdrücken hätten können, meine zarten Hände umgreifen das helle Holz, versuchen, die Spitze mit aller Kraft an seiner Brust zu behalten, während ich selbst kämpfen muss, um unter dem Druck seiner Nägel in meiner Haut nicht wimmernd abzulassen, um mich meinen Wunden zu widmen, aus welchen allmählich Blut tritt; in Sekundenschnelle wechselt die Szenerie, nun den erfolgreichen Biss an seinem Handgelenk darstellend, jenen Biss, den ich als letzte Möglichkeit sah, um ein weiteres Mal triumphierende Oberhand zu bekommen… mit Erfolg, keinen Sekundenbruchteil später weist sich meine Hand als frei auf, ein erleichtertes Aufseufzen gleitet über meine Lippen, sich jedoch nicht zu früh freuend, wie seine Hand nach meinem zierlichen Hals schnellt, mit unerwartetem Druck zupackt, um mir jegliche Sauerstoffzufuhr abzuschneiden, um mich in Schockpanik nach Luft japsen zu lassen.. um mir meine eigene Waffe zu entreißen wie einem kleinen Kind, dass keinerlei Stärke besitzt.
Nicht nur wegen des Alkohols, sondern auch das Holz des Tresens in meinem Rücken tragen dazu bei, dass mein Bewusstsein langsam aber sicher schwindet, wie angewurzelt lasse ich es zu, nehme hin, ein weiteres Mal nicht zum Sieg gekommen zu sein, kaum, dass ich den hölzernen Pfahl an meiner Brust vernehme, huscht ein nichtssagendes Lächeln auf meine Lippen, ein Lächeln, dass ihn indirekt dazu animieren soll, doch einfach ganz nach seinem Wunsch auszuholen, ihn nach seinem Verlangen in mein verdunkeltes, ohnehin blutendes Herz zu stoßen – so wäre es zumindest eine Erlösung gewesen, ein Ende des Ertragens meines eigenen Leidwesens…
Seine Worte, die an mir abprallen wie an einer kalten Steinwand, nur ein verbissenes, ersticktes Auflachen aus meiner Kehle entlocken und unbemerkt ihre tiefen Wurzeln in meinen schlechten Erinnerungen schlagen, mich noch unwissend lassend, welch Folgen ich mit ihnen tragen würde, welch prachtreife Früchte auf einem Baum voll Leid und Schmerz sie hinterlassen würden – eines jedoch war mir bewusst, ein Fakt spiegelt sich sofort klar in meinen Gedanken wieder: Er ist nicht nur ein Verräter. Er ist wie die anderen. Schlimmer noch.
Die Zeit, sie verstreicht, jene Zeit, die mir noch zum Leben bleibt, bevor ich durch die Hand eines anderen Jägers etwas verliere, das nie einen besonderen Wert hatte, bis mir dieses Etwas wie feinkörniger Sand durch die Finger rinnt, verloren geht und nie dazu verdammt sein würde, gesucht zu werden.
Das Telefon klingelt, Alexanders Anruf reißt mich zurück in die Realität, lässt die Vision in tausende, unscheinbare Fetzen zerreißen, lässt fallen, was ich mir vor Augen hielt, zeigt ehrlich auf, dass drei Tage vergangen sind… und der Lightwood alte Wunden tiefer aufgerissen hat denn je.

Der Trubel der Realität, einer Welt, der ich tausende Male lieber entfliehen würde, als in ihr zu verweilen, war noch nie eine Art von Stress gewesen, mit der ich mich sonderlich gut abfinden konnte, nicht mit den Menschen, nicht mit routinierten Alltagen, obwohl ich selbst so viele Jahre meines unbedeutenden Lebens in einem solchen gefangen gewesen war, lange schon genoss ich Isolation weitaus mehr als Gesellschaft von anderen Menschen, von Heuchlern, die aneinander vorbeigingen, mit dem freundlichsten Lächeln, der zuckersüßesten Begrüßung, bloß, um sich im Nachhinein über Stunden hinweg über die scheinbaren Mangel des jeweils anderen hermachen, die sich selbst als die einzig wahre, beständige Definition eines perfekten Lebewesens bezeichneten und sahen, während sie nichts waren als Marionetten eines „normalen“ Lebens, während sie sich Wissen aneigneten und doch absolut keine Ahnung hatten, während sie versuchten, der Schwan zu sein, obwohl sie lediglich das hässliche Entlein waren.
Nur mit zu großer Freude verabschiedete ich mich für einen Tag aus der Stadt, in welcher ich wohnhaft war – in diesem Fall war es Mystic Falls – um frischen Wind zu bekommen sowie etwas Ablenkung von den einengenden Gefühlen, die das Kleinstädtchen mir aufdrückte.. dieses Mal sollte der Bar in Whitemore die Ehre gebühren… ich hatte mich ziemlich früh auf meinen Weg gemacht, nicht etwa, um meinen gesamten Tag an Alkohol zu verschwenden, sondern um mir zumindest den Vormittag an Ruhe zu schenken, bevor ich Fuß in mein eigentliches Ziel setzte.
Die frühen Stunden bis zum Mittag hatte ich also lediglich damit verbracht, mich am Campus des dazugehörigen College aufzuhalten, jene beneidend, die ohne viel Sorge und Pflichten dank der Existenz von Übernatürlichem studieren konnten, was auch immer ihr Herz begehrte.. wenn auch mein Neid hätte fern bleiben sollen, kroch er aus der hintersten Ecke, um mich ein weiteres Mal böse zu überraschen… was ich jedoch auch wie etliche andere Studenten machen konnte, war das Trinken, wenn nicht gerade in Gesellschaft, doch war für mich meine eigene Anwesenheit meist genug.
Kaum, dass ich die nicht allzu stark befüllte Bar betreten hatte, steuerte ich zu den freien Plätzen am Tresen zu und ließ mich mit wohlbedachtem Abstand auf einem der Hocker nieder, ehe ich mir direkt eine ganze Flasche Gin orderte, während ich den Blick meiner grünfunkelnden Augen durch den Raum schweifen ließ, wer wusste schon, was der Tag noch bereit hielt…

@Tyler Lockwood







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#2

RE: Sitzplätze am Tresen

in Bar 06.07.2017 18:27
von Darius • 10 Beiträge

Es war jetzt ein paar Tage her seit ich in Mystic Falls aufschlug. Das Haus meiner Familie stand immer noch so wie es war in dieser kleinen ruhigen Gegend, das einzigste was ansetzte war Staub. Die Wohnungtür knarrte beim öffnen und die Deale ebenso, was daran lag, dass dort ebenso ein paar nützliche Details zur Jagd versteckt waren. Die Nachbarn hatten Wort gehalten und sich um die laufende Post gekümmert, wichtige Dokumente holte ich sogar in regelmäßigen Abständen ab. So auch an diesem Tag, erst heute meldete ich mich bei der Familie zu einem Besuch an um die Post und Pakete zu holen die ich zuvor orderte. Nach einem netten Plausch, denn ich war ein wohlerzogener junger Mann geworden -, brachte ich die Pakete ins Haus, nahm die Autoschlüssel und fuhr zu meinem Zielort, die Bar nahe des Whitemore Colleges. Mir kam zu Ohren das sich hier eine Jägerin oder ein Jäger mit dem Namen Darabont aufzufinden sein sollte. Ich war schließlich erst seit ein paar Tagen zurück und musste mir die neusten Informationen beschaffen. Also saß ich im Auto, auf dem Beifahrersitz lagen Unterlagen und der Stapel Briefe, die ich durchgehen wollte solange ich wartete. Es dauerte nicht all zu lange bis ich an dieser Bar ankam, die Straßen waren von Studenten übersäät, man hätte meinen können es wäre ruhiger zu solch einer Uhrzeit, -nun gut, ich stieg aus, nahm den Stapel Post richtete meine schwarze Lederjacke und betrat diese Bar, die Aufmachung stieß nicht raus, es war eine Schalunke wie jede andere. Mein Blick war klar, ich blickte durch die wenigen Leute doch noch machte niemand den Eindruck auf die Person, so setzte ich mich in eine der Ecken mit dem besten Blick durch die Bar. Ich bestellte mir erstmal nur einen Kaffee, jedoch mit Schuß, immerhin sollte ich einen klaren Kopf behalten wer weiß was so alles hier einfällt. So verging die Zeit, Gäste kamen und gingen, der Stapel Post wurde weniger als ich das auffällige Mädchen sah, welches die Bar betrat. Ihr rotes Haar fiel mir direkt auf, auch das sie schnurstracks an den Tresen ging und ihre stählernden grünen Augen durch die Bar fuhren, als ob sie sich sicher sein wollte nicht auf irgend jemand oder etwas zu treffen. Ich gab ihr einen Augenblick, packte das wichtige Zeug in die Innentasche meiner Jacke, trank den Kaffee aus und warf den unwichtigen Kram weg. Setze mich dann wie selbstverständlich neben sie an den Tresen, doch schwieg ich erstmal, einen Moment der Stille war eventuell angebracht.

@Lucille Darabont



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#3

RE: Sitzplätze am Tresen

in Bar 07.07.2017 19:19
von Lucille Darabont • 75 Beiträge

Meine giftigen Augen hatten zwar den Raum in seiner vollen Größe erfasst, nicht jedoch die unscheinbaren Gestalten, die sich in jenem befanden, sonderlich sachlich erfasst, lediglich registriert – ebenso wenig wie die Darius´, die fehlende Analyse trug viel zu meiner unbekümmerten Art bei, dazu, dass ich meine volle Aufmerksamkeit dem bis zum Rand mit Gin gefülltem Glas vor mir schenkte und dieses auch als wesentlich interessanter erachtete als eine jede Person in der Bar.
Niemals hätte ich erahnt, dass der blonde, junge Mann in der Ecke ein Ziel wie mich hatte, dass er noch dazu meinesgleichen war - mehr oder weniger, letzten Endes würden wir es womöglich doch wieder nicht sein, zwar mochten wir beide Jäger sein, was aber sollte das dazu beitragen, dass wir gleich empfanden, gleiche Charaktereigenschaften in uns hüteten, wenn wir etwaig eine völlig andere Geschichte hatten?
Dann würde nicht einmal er in seiner Position mich verstehen, meine Gedanken und Handlungen nachvollziehen können.
An meinem Glas nippend nahm ich im Augenwinkel wahr, wie sich etwas neben mir bewegte, viel eher noch, neben mir Platz nahm – mit bereits genervtem Augenrollen knallte ich den Behälter zurück auf die hölzerne Theke, wozu in aller Welt hatte ich links und rechts von mir mehrere Hocker freigelassen?
Nicht dazu, so viel stand fest.
Leise schnaubend wendete ich meinem Kopf zu dem fremden Mann neben mir, meine rote Lockenmähne im Zuge dessen über meine Schulter werfend und ihn abschätzig musternd, den Kopf anschließend leicht zur Seite neigend und ihn aus verengten Augen anfunkelnd.
„Was willst du? Sehe ich für dich etwa so aus wie jemand, von dem du etwas haben könntest? Oder wie jemand, der dir überhaupt etwas bieten kann? Vergiss es, was auch immer deine Absicht hinter deiner Aktion gerade war, kein Interesse, bedaure,“ ein zynisch-sarkastisches Lachen folgte den Worten über meine Lippen, nicht, dass es mir wirklich leidgetan hätte.
„Ich gebe dir eine Minute, um mir zu verraten, was du möchtest, andernfalls…,“ mit einer Handbewegung gen freiem Sitzplatz, der sich ein Stück weit entfernt von der Theke befand, deutend, widmete ich ihm ein süffisantes, verspieltes Lächeln, ehe ich wieder seine Augen fixierte, deren schnell auffallende Mehrfarbigkeit mich doch bis zu einem gewissen Minimum faszinierte.
„Du verstehst, hoffe ich?“
Wenn ich mir ehrlich gestand, weckte er doch Neugier in mir, irgendetwas musste er schließlich wollen, wenn er sich ausgerechnet neben mich setzte, nicht?
Zu sehr hätte es meine Gelüste angesprochen, wäre er ein unvorsichtiger Vampir gewesen, zu sehr hätte es meine Angst angeregt, wäre er einer von Carolines Marionetten, die noch immer nach meinem Tod verlangte, nachdem ich ihr ihre beste Freundin nahm – und dennoch wagte ich es nicht, ihm den Titel eines Blutsaugers zuzuschreiben, immerhin erkannte ich sie recht gut und er hatte keinerlei Anzeichen, nicht, dass ich darauf vertraut hätte.
Wie in aller Welt könnte ich so naiv sein und mir selbst glauben, wenn ich selbst die Person war, der ich am wenigsten vertrauen konnte?

@Darius







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#4

RE: Sitzplätze am Tresen

in Bar 13.07.2017 07:32
von Darius • 10 Beiträge

Im ersten Moment war ich von Lucille's Tonfall doch überrascht, doch dies dauerte nicht lange an, denn ich hatte mir für solch eine Situation schon etwas zurecht gelegt. Mein Blick traf den ihren, kalt und eindringlich, kein Blinzeln oder Mundwinkelzucken, nein ich sah einfach standhaft in ihre Augen, diese grünen giftigen Augen, - ich muss schon sagen sie hatten etwas an sich was so manch einen aus der Ruhe bringen würden, doch mich nicht. ,,Hör zu Kleine ich bin nicht hier weil ich lust habe sondern weil ich muss. Ich brauhe Informationen und ich glaube du bist die Person deren Namen ich bekommen habe als ich wieder nach Mystic Falls zog. Also lassen wir den Smalltalk wenn du darauf keinen Wert legt Miss Darabont." Einen Moment atmete ich durch, ihr zynisch-sarkastisches Lachen war für mich nur der Beweis das sie einiges durchgemacht hatte und meinte sie könne mich so abhalten oder verscheuchen, doch da musste ich sie enttäuschen, ich würde erst gehen wenn ich hatte was ich wollte.

Kurz blickte ich ihrer Hand hinterher, dabei fiel mir die zarte Haut auf die sich zeigte und ich fragte mich wie man das in unserem Job schaffte. Den Gedanken schüttelte ich doch relativ schnell beiseite da ich ihr Kontra geben wollte, so öffnete ich meine Lippen und meinte trocken ,,Ich verstehe, doch dort drüben zieht es und hier ist das Klima ganz angenehm, wenn du verstehst." Mit einer relativ gelassenen Handbewegung orderte ich mir ein Glas, wir hatten zwar noch relativ früh für an diesem Tag, doch sie trank nicht um sonst, irgendetwas versuchte sie zu vergessen und als Jäger lernte man relativ früh für seinesgleichen da zu sein und sich anzuhören was passiert war oder eben mitzurtrinken und standhaft zu wirken. Ich griff nach der Flasche Gin die sie vorhin orderte, schenkte ihr und mir nach und murmelte dann gelassen. ,,In diesen Zeiten wo Chaos die Welt beherrscht sollte eine junge Jägerin nicht allein trinken." Ich blickte zu ihr rüber, meine Augen trafen wieder ihre, erneut blickte ich sie eindringlich an, ich zog ein kleines Wurfmesser aus meiner Gürtelschnalle und warf dieses um es wieder zu fangen, dies war ein kleiner Tick von mir und ich konnte so besser und klarer denken was mir eventuell half rauszufinden wie ich weiter mit ihr umgehen sollte. ,,Wenn du dein aufgesetztes sarkastisches Lachen dann bleiben lässt könnte ich dir meinen Namen preisgeben und wir könnten zu den wichtigen Dingen kommen. Doch zuvor Chears." Ich hob das Glas setzte es an und exte es. Ich wusste zwar nicht was mit ihr los war, doch hoffte ich dies rauszufinden, noch bevor die Flasche Gin leer wäre.

@Lucille Darabont



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