Nachdem die Sonne, die durch das schmale Fenster hinein schien, die Mittagshöhe überschritten hatte und es kühler zu werden begann, kam Elena Bonnies Wunsch nach, sie endlich gehen zu lassen und ihr Leben weiter zu leben. Sie hatte noch verabschiedende Worte gefunden, während Elena noch in einer Art Dämmerschlaf verweilt hatte. Zu groß war der Druck in Elenas Brust, als sie bemerkte, dass es sich um keinen Traum handelte und sie tatsächlich in Begriff war endlich zu erwachen. Wie viel Zeit wohl vergangen war, seit sie in diesen Dornröschenschlaf gefallen war?

Da sich ihre Augenlider mittlerweile gehoben hatten und sie angefangen hatte ihre Gliedmaßen zu fühlen und sie sich kräftiger fühlte, begann sie sich aus dem Sarg zu erheben, in welchem sie lag und ans Fenster zu gehen. Sie konnte sich nicht entsinnen wo genau sie hier war, doch wusste sie, dass ein Blick aus dem Fenster ihr wohl mehr Gewissheit bringen würde. Ob Damon in der Nähe war? Schließlich sollte er sein Leben weiterleben, nicht zurückblicken oder gar trauern. Es war egal, es zählte nur, dass sie zumindest versuchen würde ihn zu kontaktieren, doch bis dahin blieb erst einmal herauszufinden was sie die letzten Jahre verpasst hatte. Ob es Jeremy gut ging und ob es wirklich stimmte, dass Bonnie Bennett nicht mehr lebte. Bei dem Gedanken daran verlor sie kurz die Möglichkeit zu atmen. Das Stechen in ihrer Brust war so unangenehm, dass es wiederum nur zu deutlich zeigte, dass sie tatsächlich wieder da war...

Flammende Röte ergoß sich über den westlichen Horizont, leichte Dunstschleier begannen die Häuser zu umwallen, das Gewölk am reinen Himmel wandelte die Farbe, bekleidete sich mit einem zarten Rot der jungen Rose, und die Hügel schimmerten in den durchsichtigen Veilchenblau der Amethyste.

Kein Lüftchen wehte, kein Laut unterbrach die feierliche Stille des Abends. Dass neben ihr eine junge Frau stand, war ihr nicht bewusst. Sie hatte sie schlichtweg übersehen, war noch immer zu tief in ihren eigenen Gedanken gefangen die wie wild durch ihren Kopf sausten.

Zögernd öffnete sie das Fenster. Nichts hatte sich verändert, die Stadt sah noch genau gleich aus. Nichts schloss darauf, dass sie tatsächlich über Jahre geschlafen hatte und wenn sie ehrlich war, so hoffte sie auch, dass nicht zu viele Jahre sie von Damon getrennt hatten. Was wenn sie diese Distanz nicht überwinden konnten? Wenn dieser Schlaf nicht nur die Möglichkeit, an der Seite von Bonnie älter zu werden, sonder auch die Möglichkeit mit Damon alt zu werden, genommen hatte? Wenn der Fluch mit dem Erwachen erst richtig los ging?
Die Augenlider der Brünetten schlossen sich, ehe sie einen Moment brauchte um das Gefühlschaos in sich zu ordnen, ehe sie das Räuspern einer Person vernahm. Ihre Augen öffneten sich umgehend, ehe sie sich herumdrehte und in die Augen einer unbekannten Person blickte. ,,Wer sind Sie?"